Demisexuell: Was der Begriff bedeutet und wie es die Partnersuche beeinflusst
Bei der Demisexualität steht emotionaler Bindungsaufbau im Fokus – körperliche Anziehung entsteht später bei tiefgehenden Verbindungen. Das bringt einige Herausforderungen bei der Partnersuche mit sich, kann zu Missverständnissen führen und frustrieren. Aber es gibt gerade online hilfreiche Optionen. Dieser Artikel beschreibt die Unterschiede von Demisexualität zu anderen sexuellen Orientierungen, klärt Mythen auf und beleuchtet Möglichkeiten im Online-Dating.
INHALT
Was ist der Unterschied zwischen bisexuell, asexuell und demisexuell?
Die Herausforderungen und Chancen demisexueller Menschen in der Partnersuche
Den richtigen Partner als demisexuelle Person finden: wie und wo
Wie Online-Partnervermittlungen demisexuelle Menschen unterstützen können
Praktische Tipps für Demisexuelle zur Suche nach einer passenden Beziehung
So helfen Online-Dating-Plattformen Demisexuellen bei der Partnersuche
Was ist Demisexualität?
Definition: Was bedeutet demisexuell?
Pansexualität, Asexualität, Bisexualität … es kommen immer mehr Begrifflichkeiten rund um das Thema sexuelle Orientierung auf. Das trägt zur Diversität bei und sensibilisiert, kann aber auch verwirrend sein. Was ist denn Demisexualität?
Demisexualität beschreibt eine sexuelle Orientierung. Der Begriff bezeichnet Menschen, die sexuelle Anziehung nur gegenüber Personen spüren, mit denen sie eine tiefgehende emotionale Bindung aufbauen konnten. Sexuelle Anziehung braucht diese Verbindung als Basis, entsteht erst mit der Zeit. Es wird als Graubereich der Asexualität beschrieben und liegt auf dem Spektrum zwischen Asexualität, also nicht vorhandenem sexuellem Verlangen, und Allosexualität, die Personen beschreibt, die grundsätzlich sexuelle Anziehungskraft spüren. Andere Bezeichnungen für Demisexualität sind auch Grau-Asexualität oder Semisexualität.
Was ist der Unterschied zwischen bisexuell, asexuell und demisexuell?
Demisexualität ist noch wesentlich unbekannter als andere sexuelle Orientierungen und der Begriff kann daher zu Verwirrungen führen. Oft wird Demisexualität mit Asexualität und Bisexualität gleichgesetzt, was nicht ganz stimmt:
· Demisexualität: Die körperliche Anziehung entsteht nach dem Aufbau emotionaler Bindungen, ist aber vorhanden.
· Asexualität: Lust und sexuelle Anziehung sind abwesend. Das ist bei Demisexualität im ersten Moment auch der Fall, körperliche Anziehung entsteht aber bei starker emotionaler Bindung.
· Bisexualität: Es besteht emotionale und sexuelle Anziehungskraft zu mehr als einem Geschlecht. Der Begriff Demisexualität bezieht sich dagegen nicht auf die Präferenz für Geschlechter.
Die Rolle der Demisexualität im LGBTQA+-Spektrum
Demisexualität spielt eine wichtige Rolle im LGBTQA+-Spektrum und die Community ist bemüht, das Verständnis von Sexualität zu erweitern und Vorurteile auszuräumen. Die Meinungen zum Thema Demisexualität sind vielseitig, doch vor allem die Tatsache, dass demisexuelle Persönlichkeiten ihre sexuelle Anziehung auf einer tiefergehenden emotionalen Ebene erfahren, ist charakteristisch.
Im Vergleich zu viel diskutierten Formen wie Homosexualität oder Bisexualität sind die Merkmale der Demisexualität noch weit weniger bekannt. Doch langsam gewinnen Akzeptanz und das Verständnis für Demisexualität mehr Raum in der LGBTQIA+-Gemeinschaft und der Gesellschaft insgesamt.
Mythen und Missverständnisse über Demisexualität
Bedeutet Demisexualität sexuelles Desinteresse?
Nein. Dass demisexuelle Menschen kein Interesse an Sex haben, ist eine Fehlannahme und ein häufiges Missverständnis. Der Begriff bezeichnet nicht fehlenden sexuellen Antrieb, sondern die ausschließliche Ausrichtung sexuellen Interesses auf Menschen, zu denen eine vertrauensvolle und starke emotionale Bindung besteht.
Sind demisexuelle Menschen „halb sexuell“?
Zugegeben, diese Interpretation liegt nahe und wird auch häufig genutzt. „Demi“ kommt aus dem Französischen und bedeutet „halb“ oder „zur Hälfte“. Das bedeutet aber nicht, dass demisexuelle Menschen geringere sexuelle Anziehung verspüren. Die Anziehung kann in der Intensität genau wie bei anderen sexuellen Orientierungen ausgeprägt sein, ist nur abhängig von der emotionalen Verbindung zu einem Menschen, und folgt sekundär emotionalen Aspekten.
Ist Demisexualität eine Vorliebe?
Demisexualität ist ein natürliches Empfinden, eine sexuelle Orientierung. Demisexuelle leben weder eine Vorliebe aus, noch handeln sie aus religiösen oder moralischen Entschlüssen oder aus gesellschaftlichem Druck. Sie sind weder frigide oder gehemmt noch hochmoralisch, die sexuelle Anziehung entsteht nur nicht ohne emotionale Bindung.
Wie sich Demisexualität im Alltag zeigt
Woran erkennt man Demisexualität?
Ob man selber demisexuell ist, zeigt sich wie bei den meisten sexuellem Orientierungen. Einen Test ist kaum möglich, Sexualität ist ein Spektrum und höchst individuell. Aber es gibt Hinweise, die als Hilfe zur Einordnung als Demisexualität genutzt werden können.
· Ähnlich wie bei der Asexualität wird oft berichtet, dass die ersten Fragen aufkamen, als sich sexuelle Anziehungen im Freundeskreis entwickelten. Keine Schwärmereien für Stars, kein Verlangen nach dem ersten Rumknutschen.
· Vielen ist es auch im Erwachsenenalter unangenehm über Sexualität zu sprechen, der Drang, sich zu verstellen, ist nicht selten.
· Das typische Schwärmen aus der Ferne gibt es nicht, Demisexuelle haben keinen bestimmten Typ. Merkmale wie Aussehen, Geruch oder Stimme üben keinen Reiz aus.
· Wenn gedatet wird, dann gern mit Aktivitäten, bei denen man Zeit für Austausch und ein richtiges Kennenlernen hat.
· Der Wunsch nach Sexualität ohne konkret eine Person benennen zu können oder das Erleben sexueller Anziehung irritiert.
· Es dauert auch bei dem Aufbau einer emotionalen Verbindung etwas, bis sexuelle Anziehung zu einer Person entsteht – aber sie entsteht.
· Sex mit Fremden oder One-Night-Stand stehen nicht zur Debatte, längere Zeiten ohne sexuelle Aktivität stellen dagegen kein Problem dar.
Das alles können, müssen aber keine Anlässe für eine Person sein, sich als demisexuell zu identifizieren.
Wie verhalten sich Demisexuelle in Beziehungen?
Demisexuelle Menschen legen im Alltag besonderen Wert auf den Kennenlern-Aspekt bei neuen Bekanntschaften und Beziehungen. Die emotionale Bindung hat Vorrang vor sexuellem Interesse. Das Respektieren der Grenzen ist auch innerhalb einer Beziehung essenziell und Druck fehl am Platz. In einer vertrauensvollen Partnerschaft kann schon jeden Tag sexuelle Anziehung herrschen, während Demisexuelle als Single auch Jahre ohne jegliche körperliche Anziehung erleben können.
Auch außerhalb von Partnerschaften zeigt sich Demisexualität oft durch tiefe Freundschaften und intensive Beziehungen, die oberflächlichen Bekanntschaften vorgezogen werden. Demisexuelle suchen nach tieferen Verbindungen und schätzen Tipps und Tools, die ihren Interessen bei der Partnersuche gerecht werden.
Die Herausforderungen und Chancen demisexueller Menschen in der Partnersuche
Den richtigen Partner als demisexuelle Person finden: wie und wo
Die emotionale Bindung steht bei der Partnersuche demisexueller Menschen im Mittelpunkt – der Fokus liegt auf der Persönlichkeit des Gegenübers, statt wie bei anderen initial von sexueller Anziehung auszugehen. Spontanität und One-Night-Stands sind kein Bedürfnis, sie nehmen sich meist viel Zeit für die Partnerwahl und das Kennenlernen. Im Laufe des Bindungsaufbaus spielt Lust eine Rolle, jedoch nicht als primärer Auslöser.
Dementsprechend dominieren im Datingleben Phasen des Kennenlernens und des Aufbaus einer tiefen emotionalen Bindung. Sexuelle Anziehung nimmt in der Beziehung einen anderen Stellenwert ein und geschieht selten auf den ersten Blick, sondern entwickelt sich mit der Bindung.
Demisexualität und Online-Dating
Ein Wisch nach links und weiter geht’s – im Online-Dating steht sexuelle Anziehung ganz klar im Fokus. Es gibt implizite Regeln und bei vielen auch bestimmte Erwartungen. Eine Hürde für demisexuelle Menschen, für die eine emotionale Bindung Grundbedingung für einen Beziehungsaufbau und körperliche Nähe ist und deren Verhalten schnell als Desinteresse gedeutet wird. Aber es gibt Entwicklungen und Plattformen, die den Bedürfnissen Demisexueller entgegenkommen.
Wie Online-Partnervermittlungen demisexuelle Menschen unterstützen können
Praktische Tipps für Demisexuelle zur Suche nach einer passenden Beziehung
Wer besondere Bedürfnisse hat, sollte diese bei der Partnersuche kommunizieren. Gerade Demisexualität erfordert ein breiteres Verständnis und Akzeptanz für den Umstand, dass das Aufbauen wirklich tiefgründiger Beziehungen im Fokus steht. Das Bedürfnis nach tiefer emotionaler Bindung macht diese sexuelle Orientierung aus und es ist deshalb hilfreich, zu den Prinzipien zu stehen und die Partnersuche entsprechend zu gestalten.
Außerdem ist die Art der Dates für Demisexuelle entscheidend: Ideal sind Aktivitäten, die genug Zeit und Möglichkeiten zulassen, sich ausführlich zu unterhalten und kennenzulernen. Nur so kann eine Basis gefunden und irgendwann Intimität entwickelt werden. Oft entsteht bei Demisexualität erst eine Freundschaft, aus der sich eine Partnerschaft aufbauen kann.
So helfen Online-Dating-Plattformen Demisexuellen bei der Partnersuche
Das Bedürfnis nach emotionaler Bindung und erst einmal fehlende körperliche Anziehung macht die Partnersuche nicht unbedingt einfacher, insbesondere beim schnelllebigen Online-Dating, aber es gibt immer mehr Plattformen, die Herausforderungen erkennen,
die mit der Partnersuche bei weniger bekannten sexuellen Orientierungen zusammenhängen.
Ein erster Schritt ist immer die Sichtbarkeit und einige Plattformen bieten mittlerweile die Option, sich als demisexuell kenntlich zu machen. So können die Algorithmen ihr Werk tun und Gleichgesinnte zusammenbringen. Und das Kenntlichmachen der sexuellen Orientierung ist ein hilfreicher Schritt, um keine falschen Erwartungen zu wecken, Missverständnisse zu vermeiden und Gleichgesinnte zu treffen.
Grundsätzlich sind Partnervermittlungen, die einen Fokus auf tiefe emotionale Konnektivität statt vordergründiger Attraktivität oder Status legen, geeigneter für demisexuelle Menschen. Wenn das Kennenlernen des inneren Menschen im Vordergrund steht, steigen die Chancen, erst einmal das Potenzial emotionaler Verbindung auszutesten und im Idealfall eine tiefere Verbindung zu schaffen.
Fazit: Offene Kommunikation bei der Partnersuche!
Demisexuelle Menschen haben das Bedürfnis nach emotionalen Verbindungen, sexuelle Anziehung ist bei der Partnersuche nicht initial. Das widerspricht auf den ersten Blick dem Online-Dating, doch immer mehr Plattformen beginnen, sexuelle Orientierungen sichtbarer zu machen. Damit werden sie demisexuellen Bedürfnissen gerechter, Gleichgesinnte werden einfacher gefunden und das Online-Dating kann zu tiefergehenden Beziehungen führen.
